Doppelalbum: „Die Lieder der Commune“ (Müller-Lüdenscheidt)

Die Urheber oder Ideengeber dieses Doppelalbums mit einem sehr schönen 48 seitigem Booklet mit vielen Informationen, Liedtexten und weiterführenden Angaben waren Die Grenzgänger. Auf den 36 Liedern sind aber noch 21 andere Künstler*innen zu hören, von Manfred Maurenbrecher, über Klaus der Geiger zu Polkaholix, Günter Gall zu Sons of Gastarbeita. Gesungen wird Deutsch, Französisch, Spanisch, Iddisch und in weiteren Sprachen. Das ist eigentlich alles unwichtig, wichtig ist das Thema. Hier wird die Geschichte von der Pariser Commune erzählt. Die Lieder wurden im Frühjahr 1871 in der 2-Millionen Metropole Paris gesungen. Nach einem harten Winter, Belagerungen, Granatbeschuss wagte die Bevölkerung eine demokratische Revolution und beschloss Massnahmen für die Verbesserung der unteren Gesellschaftsschichten, wie Anerkennung und Gleichstellung von unehelichen Kindern, Frauen bekamen Scheidungsrecht, Richter und Beamte wurden gewählt, leerstehende Wohnungen an Obdachlose vergeben und die Arbeitszeit von 16 Stunden am Tag auf 10 Stunden am Tag reduziert. Die Commune dauerte 72 Tage, dann wurde sie durch die vereinigten französischen und preussischen Heere blutig niedergeschlagen, 20’000 Menschen wurden erschossen und 40’000 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und in die Verbannung geschickt. Nachher kam die Belle Epoque. Die Lieder sind von menschen, welche die Commune erlebt haben und sehr schön auf Deutsch übersetzt. Sicher kein fröhliches Album aber ein sehr wichtiges. Wenn man das genau liest und hört, merkt man, dass diese Lieder auch heute noch Gültigkeit haben und uns vor allem ein Stück Geschichte erzählen, welches für die meisten unbekannt ist.
Fredi Hallauer